An den Rand des Universums
MIG-31 "FOXHOUND"
"Ich frage mich, wo soll ich bloß beginnen? Normalerweise wäre ein „es war einmal“ der richtige Beginn, jedoch war es besser als das. Ein Märchen vielleicht. Nein, die komplette Reise war mehr Realität als ein Zauber, mit all den positiven Dingen, die man sich vorstellen kann. Nicht mehr und nicht weniger!
Nach den Vorgesprächen, die ich mit Andreas führte, folgte ich seinem Rat und er setzte für mich ein spezielles Programm zusammen. Und was für ein Programm! Ich durfte das Vergnügen genießen, dass er mich auf dieser Reise begleitete. Er gab mir dadurch ein selten dagewesenes Gefühl der Sicherheit, und dass in jedwelche Hinsicht. Nicht weil man das Gefühl hatte, man würde als Kunde nur vermittelt und allein gelassen während der kompletten Tour und besonders während der Ausflüge und Besichtigungen oder gar beim Einchecken, sondern eher das Russland zunächst als fremdes Land erscheint. Und es gibt so viele Eindrücke zu verarbeiten, so dass es von Vorteil war, dass Andreas mir zur Seite stand.
Andreas kennt die meisten Leute, die wir in den verschiedenen Städten in Russland trafen, und ich glaube er kennt noch mehr die Geschichte der russischen Raumfahrt. Besser als jeder andere! Sein Fachwissen war ein Extra für mich während unseres Besuchs im Sternenstädtchen und dem Gagarin Cosmonaut Training Center. Ich hatte wirklich sehr gute Guides, jedoch vermochte Andreas zu jeder Geschichte, die ich zum ersten Mal hörte, noch einen drauf zu setzen.
Wir Ausländer neigen leider nur allzu oft dazu, unterschiedliche Vorstellungen von der russischen Gesellschaft zu haben und den Menschen dort generell. Das mag ja ok sein, nur sind leider allzu viele nicht gerade positiv im Vorfeld dargestellt.
Und genau das ist die Schande, denn das Russland von heute ist genau das Gegenteil des alten Russlands. Ich wurde überall mit überragender Gastfreundschaft und Professionalität konfrontiert, und das während meiner gesamten Tour, die mich von Spanien nach Deutschland, dann weiter nach Moskau, nach Niszhny Novgorod und wieder zurück nach Moskau führte. Interessante und aufschlussreiche Touren, Spitzen-Restaurants, faszinierende Geschichte, eine nach vorne gerichteter und äußerst dynamischer Gesellschaft, eine spezielle Mentalität, freundliche und zuvorkommende Menschen. All das machte einen speziellen Cocktail aus – so faszinierend so, dass ich jederzeit, wenn es Probleme mit meinem Visum gegeben hätte, noch einige Wochen dortgeblieben wäre!
Natürlich machte all dies es nur noch aufregender, vor dem Event der Superlative, dem bevorstehenden Flug mit einem das aufregendste strategische Kampfflugzeug der Welt zu stehen, der MiG-31 ‚Foxhound’.
Am Tag vor dem Flug gab mir Andreas einige Empfehlungen (ich erfuhr das er schon so mit allem möglichen rumgeflogen ist und auch in der Aviation ein sehr erfahrener Spezialist ist), wie z.B. das Frühstück am Flugtag nicht zu üppig ausfallen zu lassen, und dass ich mir in der Nacht zuvor einiges an Schlaf zukommen lassen sollte, um mich fit für den bevorstehenden Flug zu machen. Um den Flug besser genießen zu können.
Über das Erste hatte ich die Kontrolle, jedoch entwickelte sich das Zweite in der Nacht zu einem Problem. Um 4 Uhr 30 am Morgen, einiges an Stunden bevor die Vögel anfingen zu singen, war mein Magen mit Schmetterlingen angefüllt, und es war mir einfach unmöglich wieder in einen Schlaf zu fallen. Aber ehrlich gesagt, gestört hat es mich nicht.
Ich fühlte mich am Flugtag vollkommen okay und schaute dem wahrscheinlich größten Abenteuer meines Lebens entgegen, daran bestand definitiv kein Zweifel!
Um 9 Uhr am Flugtag wurden wir zum Luftwaffenstützpunkt gebracht. Eine wundervolle Landschaft offenbarte sich mir auf dem Weg dorthin. Es regnete zwar wie aus Eimern, aber dies erschien mir kein Problem zu sein, denn die MiG-31 ist ein Allwetterjäger. Auch machten alle um mich herum nicht den Eindruck, als wären sie wegen der Großwetterlage nur sichtlich berührt.
An den Toren der Airbase wurde mir ein Empfangskomitee bereitet. Verantwortliche aus dem Direktorat, der Sicherheitsabteilung, der Kameramann und Fotograf und etliche andere standen wie Spalier, als wir eintrafen.
Nach der sehr herzlichen Begrüßung wurden wir zu einem Gebäude gefahren, wo ich mich in den nächsten 45 Minuten aufhalten würde. Mein Pilot erklärte mir die Flugroute und die Manöver, die ich mit ihm zusammen fliegen würde. Im Raum waren dutzende von Menschen anwesend, jedoch klebte ich an den Lippen meines Piloten. Es war erstaunlich welche Ruhe, Professionalität und Selbstvertrauen Sergei ausstrahlte. Seine Aura überstrahlte sicherlich die der riesigen MiG-31, die ich in wenigen Augenblicken fliegen würde. Diese Aura Sergei’s hatte natürlich einen erheblichen Beitrag zu meinem Wohlbefinden.
Nachdem ich am obligatorischen medizinischen Check teilgenommen hatte, wurde ich eingekleidet von Kopf bis Fuß. Noch nie in meinem Leben (vielleicht als Baby vielleicht) richtete man eine solche Aufmerksamkeit in meine Richtung, als ich in verschiedene Lagen aus Stoff und Nomex eingehüllt wurde. Der aufregendste Part war sicherlich die Einkleidung (oder soll ich vielmehr sagen, die Einschnürung?) in den G-Force Anzug, der meinen Körper und vor allen Dingen mein Bewusstsein vor den Kräften schützen würde, wenn ich dann endlich im Cockpit Platz nehmen würde.
Als ich dann endlich im Cockpit fest angeschnallt saß, konnte ich fast die Aura meines Piloten Sergei mit bloßen Augen sehen. Ich denke, es ist vollkommen normal das man als Normalsterblicher und nicht trainierter Pilot Angst vor einem solchen Trip in die Stratosphäre haben muss. Jedoch durch die Ausstrahlung die mir Sergei fast als Strahlung sichtbar vor mir machte, fühlte mich in meinem Cockpit der MiG-31 zwar festgeschnürt, jedoch vollkommen sicher.
Und glauben Sie es mir einmal, wenn ich sage, gegenüber der MiG-31 sieht eine MiG-29 reichlich niedlich aus! Als wir dann auf dem Taxi-Way in Richtung Startbahn unterwegs waren und das Cockpit geschlossen war, dachte ich: Genug mit den Träumen, jetzt ist es Zeit der Realität ins Auge zu sehen! Am Beginn der Startbahn testete Sergei jedes einzelne Triebwerk auf vollen Schub, aber bevor ich das irgendwie nur wahrnehmen konnte, schossen wir wie vom Blitz getroffen über die Startbahn mit einer solchen Kraft, wie ich sie noch nie in meinem Leben gespürt habe! Die Kraft war so stark, so dass sie mir fast den Atem raubte. Woowwww!
Diese Kraft zu fühlen war einzigartig! Nicht zu vergessen ist der atemberaubende Blick von so hoch oben, während dessen man sich mit einer Geschwindigkeit von 2.700 km/h fortbewegt. Es ist mir schier unmöglich, das Erlebnis komplett wiederzugeben! Ich kann Dir nur einen guten Rat geben: Mach Deine Entscheidung und tu es endlich, wenn Du Dich schon seit Jahren mit diesem Gedanken beschäftigst!
Ich glaube fest daran, dass Du diese Entscheidung niemals bereuen wirst. Wenn diese Erfahrung genauso gut oder noch besser als die meine ist, kannst Du nur einem Danken, nämlich Dir selbst! Und Andreas und dem Team von Space Affairs, denn das was diese Jungs auf die Beine stellen ist einzigartig!
Besonderer Dank an Sergei Kara, da er mich an den Rand des Universums brachte und sicher wieder zurück auf die Erde, und unserem unermüdlichen Begleiter Vasili Popov vom Organisationsteam. Danke Euch allen!
Joe Golightly von den Faroer Inseln, November 2007
Joe von den dänischen Farör-Inseln unternahm im September 2007 eine besondere Reise, die in auf den Spuren von Juri A. Gagarin durch die russische Weltraumgeschichte führte, als auch an den höchsten Punkt, den es 'normal' zu erreichen gilt:
Einen Flug mit einer MiG-31 'Foxhound' an den Rand des Universums!