Mein Höhenflug
MIG-29UB High-Aerobatic Flight - 7,2G!
Nach fast einem Jahr, vielen mündlichen Erlebnis-Schilderungen und DVD Abenden mit Freunden und Bekannten zum Thema »Flug mit der MIG 29« muss ich nun endlich der restlichen Welt mit meinem schriftlichen Bericht etwas zum Thema hinterlassen. Letztendlich ist es mir auch ein Bedürfnis, dass ich mich noch einmal bei space-affairs.de und allen, die zum Gelingen der Reise beigetragen haben, bedanke. Dies sagt schon aus, dass meine Frau und ich sehr zufrieden waren. Die Organisation, Betreuung vor Ort, Unterbringung, Verpflegung, Flexibilität und Gastfreundschaft haben uns beeindruckt.
Bei mir zu Hause hängt nun ein Zertifikat über einen Trainingsflug mit der MIG-29UB am 05.02.2008 mit dem ausgezeichneten Testflieger Juri Poljakov von der Flugbasis Nizhny Novgorod.
Nach etwa 3 Monaten Vorbereitungszeit konnte ich den Abflug aus Slowenien nach Russland kaum noch erwarten. Nach der Ankunft in Moskau brachte uns ein Shuttle-Service zum Weiterflug zum Ort der Wiege der MIG. Zwischendurch haben wir in Moskau noch ein einheimisches warmes Abendessen bekommen. Angekommen in Nizhny Novgorod wurden wir im 'Alexandrovsky Garden Hotel', einem der besten Hotels der Stadt untergebracht, natürlich nicht ohne die nötigen Anweisungen für den nächsten Morgen- dem Flugtag. Nach erholsamem Schlaf habe ich nach einem Saunabesuch leicht gefrühstückt - man weiß ja nie - und dann konnten wir das erste Mal die Stadt an Oka und Wolga bei Tageslicht sehen.
Bei einem freundlichen Empfang lernte ich meinen Piloten kennen. Ich weiß nicht warum, aber ich hatte mir einen Haudegen der Lüfte anders vorgestellt. Wir wurden schnell miteinander warm, die Einweisung, der Gesundheits-Check und das Umziehen gingen recht schnell. Alle im Raum waren etwas überrascht, dass ich nicht durch die Schallmauer wollte, sondern mir einen verwegenen Akrobatikflug wünschte. Aber wenn schon, denn schon!!! Nur das Wetter spielte nicht so mit. Es gab Wolken in etwa 100 Meter Höhe. So konnte mir Juri nicht versprechen, all das zu verwirklichen, was ich mir vorgestellt hatte. Na, ja- er und ich wussten schließlich auch nicht, wie mein Körper mitspielen würde, ob er eine so lange Belastung gut durchhält. Schon die »maschinka« vor sich zu sehen war SUPER. Sie zu hören, zu sehen, wie der Schneeberg hinten weggepustet wurde, die Spannung aller auf dem Flugfeld zu spüren…….
Meine Gefühle beim Start mit Nachbrenner kann ich kaum beschreiben. Ich dachte, dass ich Flügel bekomme- einfach großartig! In demselben Moment begannen schon die ersten Rollen und so kamen wir durch die Wolken. Es folgten 45 Minuten Akrobatikflug vom Feinsten: Wieder hatte ich den Eindruck, dass ich selbst Flügel habe und verstärkt durch eine gewaltige Kraft durch die Luftschichten tobe. Rollen und Loopings, Kubanische 8, 5 Glocken (Bellys) hintereinander. kleinstmöglicher Horizontal- Kreis mit enormen Beschleunigungen.
Orbit ß= 70-75°, pull up, dive, loop, inverted flight, vertical stall, flight path H= 15m, V= 200-800 km/h, H= 15-3000m, + 7,2 G, minus 2 G, Schwerelosigkeit,… nach jeder etwas härteren Flugfigur hatte mich Juri gefragt. ob wir weitermachen und nur mit meiner Zustimmung sind wir in die nächsten Figuren geflogen. Nach 30 Minuten hätte eigentlich für mich Schluss sein können. Ab da fühlte ich mich nicht mehr optimal und habe für kurze Zeit das Ventil für Sauerstoff geöffnet. Das hat mir gutgetan. und so zog ich mit Juri weiter durch, was wir uns vorgenommen hatten. Einige Minuten durfte ich die Maschine auch selbst steuern. Dabei habe ich festgestellt, dass die Maschine sehr gehorsam ist. So habe ich einen Kreis geflogen und mit Juris Korrekturen zwei Loopings zustande gebracht. Anschließend hat Juri die Maschine unter die Wolkendecke gebracht und während dessen war aus dem Lautsprecher im Cockpit zu hören: 300m, 200m, 150 m und die Ansage OPASNAJA VISOTA!!! - (gefährliche Höhe) Dann kamen 100m Flughöhe und danach hat es im Cockpit nur noch gepiepst. Wir sind in einem Messerflug ca. 50m hoch mit eingeschalteten Nachbrennern, für die Beobachter mit ohrenbetäubendem Lärm über das Flugfeld, gesaust. Und wieder in die Wolken und danach der zweite Anflug mit Flughöhe kleiner als 15m, noch einen Kreis und dann kam die butterweiche Landung, mit Fallschirmabbremsung.
Ausgestiegen bin ich mit einem roten Gesicht, etwas wacklig auf den Beinen und klitschnass. Großer Applaus vom Direktor, dem Bodenpersonal, allen Begleitern und natürlich von meiner Frau. Fotos und schnell ins Auto. Nach dem Duschen und Umziehen erhielt ich feierlich mein Zertifikat und wurde natürlich zu weiteren Abenteuern eingeladen, zu denen ich mich gerne überreden lasse. Mit einem Bildband von Slowenien bedankte ich mich beim Piloten.
Nach Ankunft in der Stadtmitte und einem kleinen Spaziergang an der Winterluft kam mir der Wodka in einem Restaurant gerade recht und mir ging es 1A. In dieser Nacht habe ich natürlich sehr gut geschlafen. Die Stadtbesichtigung mit Klosterbesuch war wie ein typisches russisches Wintermärchen. Am späten Abend fanden wir uns wieder in der Nähe von Moskau, wo man uns vorbildlich versorgte.
Der nächste Tag war voll mit Geschichte, Technik und Wissenschaft. Wir wurden von einem Helden der Sowjetunion, Pilot im 2. Weltkrieg, durch das Flugzeugmuseum Monino geführt. So bekamen wir einen eindrucksvollen Einblick in die Geschichte der russischen militärischen Luftfahrt. Unser Mittagessen nahmen wir dann schon im Sternenstädtchen eines war eher ein Bankett mit vielen russischen Spezialitäten. Ein junger Offizier, Kosmonauten Anwärter, führte meine Frau und mich sowie unsere zwei Dolmetscherinnen- eine für Englisch, eine für Deutsch, zur Raumstation MIR, wo wir auch im Innenraum Platz nehmen durften. Alles wurde uns fachmännisch erklärt. Wir sahen das Becken zum Training der Arbeitsabläufe im All, die Zentrifuge, die Ausrüstung der Kosmonauten und erfuhren auch so manches kleines »Geheimnis« über die Helden des Weltraums. Der Abend klang aus in einem usbekischen Restaurant im Zentrum von Moskau, wo für uns ein typisches Abendessen bestellt war. Ich kann mir gut vorstellen, warum sich die Kosmonauten nach erfolgreichem Abschluss ihrer Mission dort entspannen. Traditionelle Musik, Bauchtanz, bunte Teppiche, Seide, Tücher, hübsche Frauen, Trachten, Wasserpfeifen, Wodka….
Man fühlt sich wie im Märchen von 1001 Nacht. Mein Flug war Realität, ein Traum, den ich mir erfüllt habe. Ich bedanke mich bei allen, die zum Gelingen des wahrscheinlich größten Abenteuers meines Lebens beigetragen haben.
Thank you for all kinds! Danke Allen für Alles! Hvala lepa za vse!
Vladimir Jelen, Slowenien - Slovenska Bistrica
Vladimir Jelen
Slowenien - Slovenska Bistrica
MIG-29UB High Aerobatic Flight
Februar 2008